Behandler und Autor: Marco Richter
Ausgangssituation
Der Klient, Mitte 40, wird vorstellig, weil er unter einer Klaustrophobie leidet.
Dies zeigt sich zum Beispiel, wenn er im Auto auf der Rückbank sitzt, oder im Flugzeug am Fenster oder Mittelsitz. Auch wenn Räume stickig erscheinen. Auch Fahrten im Fahrstuhl vermeidet er, was oft einschränkend sei. In diesen Situationen fühlt er sich unwohl, bestimmte Situationen wie Flugreisen oder Fahrstühle versucht er zu vermeiden. Das Fliegen selber ist nicht das Problem, aber der Aufenthalt in beengten Sitzreihen.
Aus der Historie des Klienten gehen keine schwierigen Situationen hervor, außer: mit ca. 18 Jahren. Er zeltete er in einem sehr kleinen Zelt mit einer Jugendgruppe. Jemand zog über Nacht alle Heringe heraus, so dass das Zelt zusammensank. Beim Aufwachen fand er den Ausgang nicht und bekam Panik.
Als erstes Ziel nach einer Behandlung wünscht sich der Klient einen Flug in eine europäische Hauptstadt.
1. Hypnosesitzung
Vor der 1. Sitzung wurde dem Klienten einen Hypnosevorbereitung in Form eines Selbsthypnoseaudios zur Verfügung gestellt. Diese Selbsthypnose machte der Klient 2 Mal. Er berichtet, dass er hiervon einmal eingeschlafen sei. Ansonsten konnte er sich auf die Selbsthypnose einlassen.
Rückführung (Hypnoanalyse)
Erlebte Situationen
Nach Induktion und Vertiefung wird der Klient in eine Landschaft geführt. Diese erlebt er als einen Wald, es geht ihm gut. Dem Klienten wird suggeriert, dass sich die Landschaft in seine Problemlandschaft verwandelt. Hierzu werden die Symptome suggeriert.
Er erlebt sich dann in einem Tunnel, sein Gefühl beschreibt er als „angespannt“.
In einer spontanen Hypnoanalyse sieht sich der Klient schnell in Dunkelheit. Sein Erleben beschreibt er als „orientierungslos, Hilflosigkeit und Angst“.
Auflösung der Ursache
In Dissoziation sieht der Klient einen Stoffhaufen und erkennt sich als Jugendlicher, der in diesem Stoffhaufen gefangen ist.
In Assoziation befreit er den Jungen und soll ihm das Gefühl der Sicherheit geben. Hierzu wird er angeleitet, dem Jungen verständlich zu machen, dass er in Sicherheit sei und der erwachsene Anteil fortan für seine Sicherheit sorgt.
Die Hypnoanalyse gestaltet sich anfangs als schwierig, weil der Junge zwar mehr Sicherheit spüren, aber nicht annehmen kann, dass dies auch in der Zukunft so sein wird.
An dieser Stelle ist seitens des Therapeuten Geduld gefragt. Dem Klienten wird ausreichend Zeit gegeben, dem Jungen die nötige Sicherheit zu geben. Dies ist, wenn auch nach längerer Zeit, erfolgreich.
An dieser Stelle zeigt sich wieder, dass es ratsam ist in der Hypnose die nötige Zeit einzuplanen. Wäre die Sitzung aus Zeitmangel abgebrochen worden, wäre diese nicht erfolgreich beendet worden.
Der Klient wird dann wieder in die Landschaft geführt. Er erlebt sich in einem langen, dunklen Gang, kann letztlich aber den Ausgang finden. Dieser führt auf einen Berg. Er kann hier Sicherheit empfinden und findet den Jungen. Diesen nimmt er zu sich und sucht für beide einen sicheren Ort. Auch hier fühlt er sich sicher.
In einem anschließendem Ressourcentransfer wird das Gefühl der Sicherheit in ein Flugzeug während des Fluges transferiert. Auch hier hat der Klient Schwierigkeiten. Er erlebt sich im Flugzeug, anfangs aber noch als „unangenehm mit unterschwelliger Angst“.
Der Ressourcentransfer wird wiederholt. Letztlich erlebt sich der Klient im Flugzeug zwar noch immer als unruhig, aber angstfrei.
Dem Klienten wird ein Selbsthypnoseanker gesetzt, die Trance wird ausgeleitet.
Dauer der Hypnose: 1:21 h
Im Anschluss werden Übungen zu einer einfachen Form der Selbsthypnose mit Suggestionen gemacht. Das Vorgehen, wie die Selbsthypnose zu Hause angewendet wird, wird ausführlich besprochen.
Befund zur 2. Sitzung
Der Klient berichtet, dass er die Selbsthypnose zu Hause durchgeführt hat. Er hatte aber nicht immer das Gefühl in einer tieferen Trance zu sein. Ihm wird versichert, dass dies auch nicht notwendig sei, die Selbsthypnose trotzdem eine Therapieunterstützung darstellt.
Möglichkeiten zum Testen der Symptome hatte der Klient bisher nicht und kann daher keine Einschätzung über die Wirkung der Sitzung geben.
2. Hypnosesitzung
Der Klient erreicht nach Induktion und Vertiefung eine ausreichende Trancetiefe.
Zunächst wird mit der Methode des Grauen Raumes und der Yager Therapie gearbeitet. Im Anschluss erfolgt eine Progression (Arbeit am Modell). Im Bild sieht er sich wieder im Flugzeug. Der Klient erlebt sich in der Dissoziation zunächst verspannt, in der Assoziation anfangs angespannt. Nach Umgestaltung des Bildes ist er gelöster, sieht die Sonne durch das Fenster scheinen und die Wolken von oben.
Dann wird er an eine Bucht geführt, wo er sich als „Fels in der Brandung“ erlebt. Das Gefühl beschreibt er als „unantastbar“.
Nach Suggestionen wird die Trance ausgeleitet.
Dauer der Hypnose: 1:16 h
Der Klient berichtet nach der Trance, dass er im Laufe der Hypnose immer tiefer in diese gesunken sein, wobei er sich anfangs noch eher wach gefühlt hätte.
Er plane jetzt auch einen Flug für eine Kurzreise.
Befund zur 3. Sitzung
Der Klient hat die Flugreise angetreten. Beim Einstieg fühlte er sich noch leicht unwohl. Im Flugzeug saß er beengt auf einem Mittelsitz und war selber überrascht, dass er sich hier wohl fühlte. Am Urlaubsort musste er in der Unterkunft einen engen Fahrstuhl nutzen. Auch dies war für ihn, im Gegensatz zu früher, kein Problem.
3. Hypnosesitzung
Nach Induktion und Vertiefung arbeiten wir zunächst mit der Methode des ungebetenen Hausgastes und der Yager Therapie.
Im Anschluss erlebt er eine Progression (Kinotechnik). Hier erlebt er sich in seinen bisherigen Angstsituationen, u.a. in einem beengten Bus. Dies mit dem Gefühl, mehr Platz zu haben.
Nach Suggestionen wird die Trance ausgeleitet.
Dauer der Hypnose: 1:36 h
Der Klient berichtet, dass er jetzt eine längere Autofahrt mit Freunden plane, die er bisher vermieden hatte.
Ihm wird eine individuelle Selbsthypnose in Form eines Audios versprochen, die ihm einige Tage danach erstellt wird.
Therapieergebnis
Der Klient arbeitete zu Hause mit der individuellen Selbsthypnose.
Zur 4. und letzten Sitzung erscheint der Klient gelöst. Die Autofahrt im beengten Auto auf dem Rücksitzt sei problemlos verlaufen. Am Zielort musste er wieder einen Fahrstuhl nutzen, auch dies ohne Probleme.
In der 4. Sitzung schließen wir die Therapie mit einer Dissoziativen Methode (Positiv-Negativ Bild) und dem endgütigen Loslassen der Symptome (Ballons) ab.
Der Klient wird seine Selbsthypnose weiterhin zur Stabilisierung des Therapieergebnisses nutzen.
In diesem Artikel berichtet eine Betroffene über ihre Erfahrungen mit einer Klaustrophobie.