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Behandler und Autor: Marco Richter

Ausgangssituation 

Ein Klient erscheint in unserer Praxis und berichtet von seiner Spielsucht. Diese zeigt sich durch häufige Besuche von Spielhallen, dort spielt er an Automaten. 

Zum Zeitpunkt der Therapieaufnahme hat der Klient ca. 50.000 € durch Spiel an Automaten verloren. 

Der grundlegende Gedanke des Klienten ist, dass er sich verlorenes Geld wieder zurückholen möchte um dann mit Gewinn das Spielen endgültig abzuschließen. Obwohl der Automat ihn hin und wieder „gewinnen lässt“, weiß der Klient, dass er am Ende mehr Geld in den Automaten steckt als er herausholt. Dadurch steigert sich der verspielte Betrag stetig. 

Besonders in Stressphasen des Lebens erlebt der Klient das Spielen an Automaten als entstressend. 

Aufgetreten ist die Spielsucht nach einem sehr schweren Arbeitsunfall, der zu einer langen Arbeitsunfähigkeit geführt hat. Der Klient war aber irgendwann in der Lage, selbsttätig das Haus zu verlassen. Aus Langeweile, wie er beschreibt, besuchte er Spielhallen und entwickelte so die Sucht. 

Heute zeigt sich die Sucht, indem er sich zwar fest vornimmt auf dem Heimweg von der Arbeit nicht an der Spielhalle zu halten, dies aber nicht umsetzen kann. 

Auch wenn er Stress in seinem Leben spürt, muss er spielen gehen. 

1. Hypnosesitzung

Der Klient führt eine ihm bereitgestellte Hypnose Vorbereitung vor der ersten Sitzung gewissenhaft durch. 

Der Klient geht schnell und so tief in Trance, dass eine dialogische Trance zunächst nicht möglich ist. Ich bitte den Klienten an bestimmten Stellen zu nicken. Dies funktioniert. 

Ein Dialog ist nach einiger Zeit möglich, ohne dass eine Fraktionierung vorgenommen werden muss. 

Der Klient erlebt eine Landschaft, in der er dem Spieldruck machtlos ausgeliefert ist. Hier steht er vor einer Brücke, die von einem großen Vogel blockiert wird. 

Dem Klienten geht es nicht gut, er beschreibt sein Gefühl als „unangenehm“. 

Rückführung (Hypnoanalyse) 

Erlebte Situationen

Ich leite an dieser Stelle eine Rückführung mittels einer spontanen Hypnoanalyse ein. Der Klient ist sofort in der Situation seines Arbeitsunfalls. Er sieht viel Blut, benötigt medizinische Hilfe und fühlt sich machtlos. 

Der Klient erlebt weiterhin, dass das Spielen die Zeit nach dem Unfall erträglicher macht und ihm wieder das Gefühl der Kontrolle gibt. 

Auflösung der Ursache 

Der heutige Klient wird nach einer Dissoziation in die Situation geholt, um dem verletzten Klienten zu erklären, dass Spielen nicht zur Heilung, sondern zu noch mehr Problemen führt. 

Dies funktioniert in der Trance. 

Weitere Methoden 

Der Klient wird wieder vor die Brücke geholt, wo der Vogel nicht mehr zu sehen ist. Auch die Brücke hat sich in ihrer Form geändert. Der Klient kann problemlos über die Brücke gehen. 

In der Landschaft hinter der Brücke lasse ich den Klienten einen Knüppel finden. Hiermit trifft er auf einen Spielautomaten, den er in der Landschaft findet. Der Klient spürt Aggression gegenüber dem Automaten. 

Ich lasse in den Automaten assoziieren und erleben, was der Automat denkt. Der Klient erlebt sich als Automaten und den tiefen Wunsch, das gesamte Geld des Klienten zu bekommen.

Nach einer Dissoziation steht der Klient wieder vor dem Automaten. Die Aggression gegenüber dem Automaten stärker. Der Klient nutzt den Knüppel, um den Automaten klein zu schlagen. 

Dies fühlt sich für ihn gut an. 

Die Sitzung endet mit einer Metapher (Adler) und spontanen Suggestionen. 

Befund zur 2. Sitzung

Der Klient berichtet, dass es ihm nach der Sitzung gut ging.

Der Klient berichtet weiterhin, dass ihm einige Tage nach der Sitzung auf dem Weg von der Arbeit die folgenden Gedanken kamen:

„Ich habe noch Zeit, bis ich meine Freundin abholen muss, ich könnte auch noch in die Spielhalle. Doch gleich danach kam der Gedanke: muss ich gar nicht. Ich könnte die Zeit zu Hause viel besser nutzen. Ich bin dann sofort nach Hause gefahren und habe mich gut gefühlt“.

2. Hypnosesitzung

Der Klient geht zunächst wieder so tief in Trance, dass eine Fraktionierung nötig ist um dialogisch zu arbeiten. 

Der Klient erlebt sich dann in einem Gebäude mit roten und weißen Zetteln an den Wänden. Die roten Zettel symbolisieren unbewussten Teile, die die Spielsucht noch auslösen könnten. Diese entfernt er von den Wänden und verbrennt sie. 

In der anschließenden Progression „Arbeit am Modell“ geht der Klient in einen weiteren Raum des Gebäudes. Hier stößt er auf ein Bild, das ihn auf dem Weg von der Arbeit mit Geld in der Tasche zeigt. 

Ich lasse in das Bild assoziieren. Der Klient spürt keinen Drang einen Halt bei der Spielhalle zu machen. Er möchte sofort nach Hause in den Feierabend. Veränderungen des Bildes sind nicht nötig. 

Befund zur 3. Sitzung

Der Klient berichtet, dass Gedanken an das Spielen nicht kamen. Auch in einer familiär stressigen Situation, in denen er sonst die Flucht in die Spielhalle gesucht hatte, kam ihm dieser Gedanke nicht.

Der Klient zeigt sich erfreut über diese Entwicklung.

3. Hypnosesitzung

In dieser Sitzung geht der Klient wieder gut in Trance, ein Dialog ist aber möglich. 

Der Klient erlebt in der Trance ein Haus, in dem sich ein Hausgast eingenistet hat. Dem Klienten wird suggeriert, dass dieser Hausgast noch immer Gedanken an das Spielen auslösen könnte. 

Der Klient erlebt den Hausgast wieder als einen Vogel. Er kann den Vogel aus dem Haus vertreiben. 

Der Klient wird dann in ein Kino geführt. Hier sieht er einen Film von sich selber in seiner Zukunft ohne das Spielen. In Assoziation erlebt er den Film und erkennt, wie gut es sich anfühlt. 

Ich lasse den Klienten dann in einen Filmkritiker assoziieren, der diesen Film kritisieren soll. Auf diese Weise soll ein evtl. noch bestehender kritischer Anteil bearbeitet werden, der eine Heilung für nicht realistisch hält und das Therapieergebnis torpedieren könnte. 

Der Kritiker hat aber keine Kritik und kann diesen Film auch gut finden. Womit kein nennenswerter kritischer Anteil besteht. 

Therapieergebnis 

In 2 weiteren Sitzungen wird mit Progressionen und Suggestionen gearbeitet. 

Der Klient berichtet nach Abschluss der Therapie, dass er einen weiteren Arbeitsunfall hatte. Dieser führte nach der ärztlichen Versorgung dazu, dass er nicht mehr mit dem Auto nach Hause fahren konnte. Er ging zu Fuß und kam an 2 Spielhallen vorbei. Trotz des Stresses kamen bei ihm kein Spieldruck auf, er hat die Spielhallen nicht betreten. 

Auch in der anschließenden Zeit der Arbeitsunfähigkeit kam kein Spieldruck mehr auf. 

Hier finden Sie mehr allgemeine Informationen zu einer Hypnosetherapie

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