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Behandler und Autor: Marco Richter

Ausgangssituation 

Ein Klient meldet sich in unserer Praxis in Bremen, weil er seit Jahren unter einer Generalisierten Angststörung leidet. Diese begann mit innerer Unruhe, die der Klient beschreibt „als wäre mein Körper ständig unter Strom“. Später kamen hypochondrische Symptome und eine Aviophobie (Flugangst) hinzu. 
Der Klient ist ein erfolgreicher Unternehmer, der sein eigenes Unternehmen über viele Jahre aufgebaut und ausgebaut hat. 
Der Klient hat neben seinem Wohnsitz in Deutschland einen Dauercampingplatz und eine Wohnung im Ausland. Diese nutzt er privat und für Geschäftsreisen. 

Beides, den Campingplatz und die Wohnung im Ausland, kann er zu Therapiebeginn kaum mehr nutzen. Auf dem Campingplatz fühlt er sich unwohl und unruhig. Weiterhin hindert ihn die Aviophobie daran, zu seiner Wohnung im Ausland zu gelangen, da diese nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist. 

Die innere Unruhe tritt besonders in sozialen Situationen auf, diese können beruflich oder privat sein. Nur mit engsten Familienmitgliedern fühlt er sich sicher.

Zum Therapiebeginn trat zusätzlich eine Angst vor Fahren auf der Autobahn auf. 

Aus der Historie des Klienten gehen keine stark traumatischen Erfahrungen hervor. Allerdings eine Kindheit, die durch häufige Abwesenheit der Eltern geprägt war, weil diese ebenfalls ein eigenes Unternehmen führten. 

1. Hypnosesitzung

Dem Klienten wird vor der 1. Sitzung eine Hypnosevorbereitung in Form eines Audios zur Verfügung gestellt, die er gewissenhaft durchführt. 

Der Klient kann in der 1. Sitzung schnell in eine Trance gehen. Es tauchen Bilder auf. Er sieht sich auf einem Weg, links einen Wald, rechts einen Acker. 
Ich suggeriere dem Klienten, dass er mit Fortschreiten des Weges immer mehr in die Landschaft seiner Angst kommt. Der Klient nimmt darauf hin wahr, dass sich die Landschaft verändert. Er erlebt diese jetzt als steinig und felsig. 

Der Klient kommt dann an eine Brücke, auf der er ein Wesen wahrnimmt. Er kann dieses Wesen nicht im Detail erkennen, beschreibt dies aber als „monströs“. 

Textfeld: Hinweis für Ausbildungsteilnehmer: 
Eine detaillierte visuelle Wahrnehmung eines Wesens an dieser Stelle ist nicht unbedingt nötig. Dies Beschreibung „monströs“ kann hier ausreichend sein. Wichtiger ist, dass der Klient wahrnehmen kann, wie es ihm mit diesem Wesen geht, welche Gefühle hochkommen.

Der Klient nimmt an dieser Stelle eine aufsteigende Beklemmung wahr. 

Rückführung (Hypnoanalyse) 

Erlebte Situationen

Ausgehend von diesem beklemmenden Gefühl wird an dieser Stelle von mir eine Regression (Rückführung, Hypnoanalyse) eingeleitet. 

Der Klient erlebt sich sofort im Alter von ca. 5-6 Jahren. Er ist alleine zu Hause, seine Eltern sind arbeiten, er hat Angst. Er sucht seine ältere Schwester um Schutz bei ihr zu finden, findet sie aber nicht im Haus. 

Auflösung der Ursache 

Der Klient betrachtet die Situation dissoziiert. Dies bedeutet, dass er sich die Situation von außen anguckt, als ob dies ein Bild oder Film wäre. Er kann dabei den kleinen Jungen im Haus sehen. 

Ich lasse dann in die Situation assoziieren, der Klient geht also in die Situation hinein, als ob er mit dem kleinen Jungen im Haus wäre. 

Der Klient im heutigen Alter gibt dem kleinen Jungen den Schutz, den er in dieser Situation braucht. Dadurch lernt der kindliche, ängstliche Anteil, dass es einen erwachsenen Anteil gibt, der Gefahren gut einschätzen kann. 

Das Kind erlebt dann, dass es sich sicherer fühlt. 

Der Klient wird dann wieder vor die Brücke geholt und erlebt das Wesen als sehr viel kleiner und ungefährlicher. Er kann dies problemlos beseitigen und über die Brücke gehen. Am Ende der Brücke trifft er auf den kleinen Jungen, der noch einmal Schutz beim erwachsenen Klienten sucht. 

Der Klient erlebt sich hinter der Brücke in einer angenehmen Landschaft am Meer. Er fühlt sich sicher und ruhig. 

Ich nutzte dieses Gefühl und lasse dieses mittels eines Ressourcentransfers in eine Arbeitssituation transferieren. Dies funktioniert, der Klient fühlt sich in dieser Situation ruhig und nicht ängstlich. 

Die Trance wird mit einer Metapher, individuellen Suggestionen und einer Vorbereitung zur Selbsthypnose ausgeleitet. 

Dauer der Trance: 1:26 h

Im Anschluss über wir eine einfache Form der Selbsthypnose. Ebenso wird ein Selbsthypnoseplan erstellt, der die Selbsthypnose in den Alltag integriert. 

Befund zur 2. Sitzung

Der Klient berichtet von einer Verbesserung der Symptome in den folgenden Bereichen: 

  • Die Angst beim Autofahren hat sich aufgelöst
  • Im geschäftlichen Alltag fühlt er sich grundsätzlich ruhiger, er kann Kundengespräche sehr viel besser durchführen. Er merkt aber, dass die Unruhe wieder hochkommt, je länger der Arbeitstag dauert. 
  • Entgegen seiner ursprünglichen Planungen, hat der Klient beschlossen seinen Geburtstag auf seinem Campingplatz zu feiern. Die Angst hielt ihn bisher davon ab. 

Die Selbsthypnose hat der Klient gewissenhaft und nach Plan gemacht. 

2. Hypnosesitzung

Nach der Einleitung der Trance wird der Klient in einen Raum geführt, in dem die Auslöser der Angst symbolhaft als Zettel an Wänden hängen. Der Klient erlebt dies in der Trance als sehr real und kann alle Auslöser entfernen. 

Im Anschluss wird mit der Yager Therapie gearbeitet. Auf diese Form der ursachenorientierten Arbeit spricht der Klient gut an. 

Es folgt eine Progression, in der sich der Klient auf seinem Campingplatz erlebt. Ziel dieser Methode ist das angstfreie Erleben seines Geburtstages mit Gästen. Dies gelingt letztlich, der Klient kann die Situation in der Trance als angstfrei erleben. 

Die Trance endet mit einer Metapher und individuellen Suggestionen.

Dauer der Tracne: 1:26 h

Befund zur 3. Sitzung

Der Klient berichtet von einer weiteren Verbesserung der Symptome. Seinen Geburtstag konnte er auf seinem Campingplatz feiern und diesen angstfrei erleben. 

Gerne würde der Klient in den kommenden Tagen zu seiner Wohnung im Ausland fliegen. Eine Erwartungsangst (eine Angst davor, dass Angst aufkommen könnte) lässt ihn aber überlegen, ob er diese Reise antreten wird. 

3. Hypnosesitzung

In dieser Trance begegnet der Klient seiner Angst in einem Haus, er kann die Angst aber aus dem Haus entfernen. 

Weiterhin wird wieder mit der Yager Therapie gearbeitet. 

In einer Progression erlebt der Klient seinen Flug und den Aufenthalt in der Auslandswohnung. Das Ziel, dies als angenehm und angstfrei zu erleben, wird letztlich erreicht. 

Die Trance endet mit individuellen Suggestionen.

Dauer der Trance: 1:21 h

Therapieergebnis 

Der Klient konnte nach der 3. Sitzung ins Ausland fliegen, dabei den Aufenthalt und den Flug genießen. Die Angst vor und auf der Reise haben sich aufgelöst. 

Der Klient bestätigt, dass sich die Angst in fast allen Bereichen seines Lebens vollständig aufgelöst hat. Freunde und Familie hätten ihm bestätigt, dass er sich wie ein anderer Mensch verhält und wieder uneingeschränkt am Leben teilnimmt. 

Es kommen allerdings hin und wieder noch hypochondrische Gedanken. 

In weiteren 2 Sitzungen wird das Therapieergebnis gefestigt. Hier wird weiterhin mit der Yager Therapie und Progressionen gearbeitet. 

Dem Klienten wird ein individuelles Selbsthypnose Audio erstellt. Hiermit erlebt der Klient Selbsthypnosen in heimischer Umgebung. Diese Selbsthypnosen greifen die Inhalte der Sitzungen auf, was zu einer Verfestigung des Therapieergebnisses führt. 

Der Klient bedankt sich und bietet ausdrücklich an, dass der Kontakt zu ihm an interessierte Menschen weitergegeben werden darf, die einen Erfahrungsbericht aus erster Quelle hören möchten. 

Weitere Informationen

Einen interessanten Artikel zu Hypnose und Angststörungen finden Sie auf hypnose.de.