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Behandler und Autor: Marco Richter 

Ausgangssituation 

Eine Klientin wird vorstellig, weil sie unter einem Kontroll- und Waschzwang leidet. Die Klientin braucht ca. 1 Stunde, um Ihren Arbeitsplatz zu verlassen. Sie kontrolliert Fenster, Aktenschränke, usw. mehrfach. An ihrem Arbeitsplatz fühlt sie sich meist unwohl, was sie aber nicht auf den Zwang, sondern auf die Arbeitsathmosphäre zurückführt. 

Sie braucht ca. 1 bis 1 ½ Stunden für eine Dusche, die nach einem Ritual abläuft. Dabei kontrolliert sie die Zeit durch eine Uhr, die sie in Sichtweite der Dusche installiert hat.
Auch das zu Bett gehen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, weil sie mehrfach Haustür, Herd, Heizungen und Fenster kontrolliert. Dabei nimmt sie oft nicht richtig wahr, ob die Geräte ausgeschaltet und das Fenster geschlossen ist. Oder sie vertraut ihrer Wahrnehmung nicht. 

Aus der Historie der Klientin geht ein kaum anwesender Vater und eine dominante Mutter hervor. 

Die Klientin hatte oft das Gefühl, dass ihre Eltern ihre Geschwister lieber mochten und sie deshalb besondere Leistungen erbringen musste. 

Nach einem Vorgespräch entscheidet sich die Klientin für eine Hypnosetherapie, die sie in unserer Praxis in Bremen durchführt. 

1. Hypnosesitzung

Die Klientin bekommt vorab eine Hypnose Vorbereitung zur Verfügung gestellt, die sie mehrfach vor der ersten Sitzung durchführt. 

In der ersten Sitzung wird die Klientin in eine Regression geführt. Dies ist eine Rückführung (auch Hypnoanalysegenannt) in eine frühere Situation, die als ursächlich für die Zwangsstörung gesehen werden kann. Dies kann eine einmalige Situation sein, oder sich oft wiederholende Erlebnisse. 

Die Klientin geht schnell in eine tiefere Trance. Sie erlebt sich in der Hypnose an einem Strand. Dieser ist voll mit Menschen, was in ihr ein Unwohlsein aufsteigen lässt. Sie kennt die Menschen nicht Die Menschen drohen ihr mit Konsequenzen, wenn sie nicht perfekt ist. In der Klientin steigt jetzt das Gefühl auf, dass sie perfekt sein muss und nicht sie selber sein darf. 

Rückführung (Hypnoanalyse) 

Erlebte Situation

An dieser Stelle leite ich die Regression ein. Die Klientin erlebt sich sofort im jüngeren Schulalter. Sie ist mit der Mutter in Wohnzimmer oder Küche. Das Zimmer kann sie nicht genau erkennen. Die Mutter und die kleine Klientin lernen für die Schule. Für jede richtige Aufgabe bekommt das Mädchen einen Schokoriegel, bei jeder falschen Aufgabe schimpft die Mutter mit ihr. Die Mutter sagt dem jungen Mädchen dann, dass sie noch mehr und besser lernen solle. Wenn sie das nicht täte, dann würde die Mutter Konsequenzen ziehen und nicht mehr mit ihr lernen. Das will die Kleine auch nicht, denn alleine kann sie nicht lernen. Sie spürt eine Angst vor der Mutter und den Konsequenzen. Hat das Gefühl, sie muss perfekt sein, um der Mutter zu gefallen.

Auflösung der Ursache 

Zur Auflösung erlebt die Klientin im heutigen Alter diese Situation in Dissoziation. D.h., sie guckt sich diese von außen an, als ob sie einen Film sehen würde. Ich führe die Klientin dann in die Situation hinein, so dass sie mit dem Mädchen und der Mutter im gleichen Raum ist. 
Sie soll sich dann dem Mädchen annehmen und ihr das Gefühl geben, dass sie angenommen und geliebt wird, egal wie viel Leistung sie bringt. 
Dies gestaltet sich in dieser Regression schwierig, da das kleine Mädchen lange braucht, um dies zu verstehen und anzunehmen. Letztlich kann sie aber der Klientin im heutigen Alter vertrauen und sich fallen lassen. 
An diesem Punkt führe ich die Klientin wieder an den Strand, wo die Menschen verschwunden sind. Hier geht es ihr jetzt gut. Sie trifft hier das junge Mädchen und nimmt es in den Arm. Sie kann jetzt die Verbundenheit zu dem kindlichen Anteil fühlen, der den Zwang ausgelöst hat. Dies durch den Glaubenssatz: ich muss perfekt sein. 

Dauer der Sitzung: 1:48 h

Die Klientin ist nach der Trance müde, sagt aber, dass sie sich gut fühle. Sie äußert, dass es ihr erst sehr schwer fiel den kindlichen Anteil anzunehmen. Als ihr das aber gelungen ist, fühlte es sich sehr gut an. 

Zum Ende der Sitzung üben wir eine einfache Form der Selbsthypnose, die in der Trance bereits verankert wurde. Diese Selbsthypnose wird die Klientin zu Hause durchführen. 

Befund zur 2. Sitzung

Die Klientin berichtet von einer Verbesserung der Symptome. 

Sie kontrolliert abends zwar noch technische Geräte und Fenster, aber mit einem anderen Gefühl. Mehr aus Gewohnheit. Sie merkt, dass sie anders kontrolliert. Am Herd geht sie z.B. nur noch vorbei und wirft einen Blick darauf. Ein einmaliges Kontrollieren reicht mittlerweile aus. 

Auch beim Duschen hat sie eine Veränderung bemerkt. Hat sie bisher 60 bis 90 Minuten geduscht, sie kontrolliert die Zeit ja genau, sind es jetzt 55 bis 45 Minuten. Die Haare schamponiert sie nur ein- statt zweimal. Sie war diese Tage froh, dass die Shampooflasche länger als eine Woche hält. Sie hat auch die Marke gewechselt und nimmt weniger Shampoo als sonst. 

Die Klientin ist erfreut über die Entwicklung. 

Ihren Arbeitsplatz hat sie mittlerweile aus persönlichen Gründen verlassen.

Am Abend nach der ersten Sitzung musste sie weinen, was sich gut und befreiend anfühlte. 

Wir besprechen vor der Hypnosesitzung die Yager Therapie, die in der Hypnosesitzung zur Anwendung kommen soll. 

2. Hypnosesitzung

In der Hypnose erlebt sich die Klientin in einem Haus, das von innen „gruselig und alt“ wirkt. Ihr wird suggeriert, dass in diesem Haus ein Wesen lebt, dass sie zu den Zwangshandlungen treibt. Sie findet das Wesen und beschreibt dies als einen Alien. Die Klientin nimmt ein beklemmendes Gefühl war.
An dieser Stelle setzt die Yager Therapie an um an weiteren ursächlichen Situationen aus der Historie der Klientin zu arbeiten. Der Prozess der Yager Therapie dauert bei der Klientin ungewöhnlich lange, ist aber letztlich erfolgreich. 

Nach Abschluss der Yager Therapie erlebt die Klientin das Haus von innen als sehr viel heller und freundlicher. Sie fühlt sich auch wohler. Sie kann erkennen, die der Alien das Haus durch ein Fenster verlässt, was ihr Erleichterung verschafft. 

In einer anschließenden Progression erlebt sich die Klientin zu Hause, kurz vor dem zu Bett gehen. Sie fühlt Nervosität. Durch eine spezielle hypnotherapeutische Technik löst sich die Nervosität auf. Somit kann die Klientin erleben, wie sie ohne einen langen und sich wiederholenden Kontrollgang ins Bett gehen kann. 

Da die Sitzung in der Yager Therapie mehr Zeit als üblich in Anspruch gedauert hat, dauert die Hypnose insgesamt 2:11 h. Diese Zeit war notwendig, um die ursachenorientierte Arbeit effektiv zu gestalten. 

Befund zur 3. Sitzung

Die Klientin erscheint leicht enttäuscht und berichtet von Rückschritten. Dies beim Duschen, wo sie wieder teilweise über einer Stunde gebraucht hat. Shampoonieren tut sie aber nach wie vor nur 1 Mal. 

Der Kontrollzwang ist auf gleichem, reduziertem Niveau. Sie kontrolliert Herd, Fenster und Heizung nur einmal und nimmt auch wahr, ob diese aus bzw. zu sind. Dieser Wahrnehmung vertraut sie mittlerweile. 

3. Hypnosesitzung

Die Klientin geht wieder schnell in eine tiefere Trance. 
In dieser Hypnosesitzung wird erst mit einer Methode gearbeitet, mit sie die noch zwangsauslösenden Teile unbewusst „aussortiert“. Dies funktioniert bei der Klientin sehr gut. 

Ebenso wird wieder mit der Yager Therapie gearbeitet, die heute wesentlich besser funktioniert. 
Eine Progression legt den Fokus auf das Duschen. Die Klientin erlebt durch eine spezielle progressive Technik, dass sie sich nach einer kurzen Duschzeit sauber fühlt. 

Die Sitzung dauert 1:52 h

Therapieergebnis 

Die Klientin berichtet nach der 3. Sitzung, dass sich der positive Trend der ersten Sitzungen sehr beschleunigt hat. Ihre Duschzeit liegt jetzt bei stetigen 20-25 Minuten. Danach fühlt sie sich sauber und gut. 

Sie stellt fest, dass ihr mittlerweile im Bett auffällt, dass sie keinen Kontrollgang gemacht habe. Den Drang hierzu spürt sie nicht mehr. 

Die Klientin drückt Ihre Freude über das Erreichte aus. 

Wir führen auf Wunsch der Klientin noch eine stabilisierende 4. Sitzung durch und beenden die Therapie. 

Erfahren Sie hier mehr über eine Hypnosetherapie bei Zwangsstörungen

Die Therapeutenschule TherMedius informiert hier, wie Zwangsstörungen mit Hypnosetherapie behandelt werden kann.