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Behandler und Autor: Marco Richter

Ausgangssituation 

Ein Klient kommt zu uns in die Praxis, weil er seit 2 Jahren an einer Angst vor Fahren auf der Autobahn leidet. Der Klient war immer ein sicherer Autofahrer, auch auf Autobahnen. In einer Zeit, in der sich der Klient beruflich sehr gestresst fühlte, trat während einer Fahrt die Angst auf. Der Klient hatte das Gefühl, die Spur nicht mehr halten zu können. Zudem spürte er eine aufkommende Panik bei höheren Geschwindigkeiten und Überholvorgängen. 

Diese Angst begleitete den Klienten seit diesem Tag bei jeder Fahrt. Dies schränkte das Leben des Klienten maßgeblich ein, weil er beruflich täglich auf Autobahnfahrten angewiesen war. 

Therapien, darunter eine Hypnosetherapie, waren wirkungslos.

Der Klient führte ein Vorgespräch in unserer Praxis. Von unserer Seite wurde der Fall als behandelbar eingestuft, aber kein Heilversprechen gegeben. Der Klient entschied sich für eine Hypnosetherapie bei uns in Bremen. 

1. Hypnosesitzung

In der ersten Sitzung wurde der Klient nach der Einleitung in die Trance an eine Brücke geführt, die er überqueren sollte. Er erlebt diese Brücke aber als marode und daher unsicher. Er spürt eine aufkommende Angst.

Rückführung (Hypnoanalyse) 

Erlebte Situationen

An dieser Stelle wird der Klient mittels einer FSE in die Autobahnfahrt geleitet, bei der die Angst zum ersten Mal auftrat. Er erlebt diese Situation und die Angst wie damals. Eine FSE ist eine Methode, mit der der Klient direkt in die Situation geführt wird, in die das heutige Problem ausgelöst wurde. Ein Hypnosetherapeut wählt eine FSE dann, wenn der Auslöser bekannt ist. 

Der Klient erlebt sich in dieser Rückführung in seinem Fahrzeug auf der Autobahn. Er erlebt sich an dem Tag, an dem die Angst zum ersten Mal auftrat. Entgegen der Erwartung spürt er die Angst nicht, sondern erlebt die Fahrt eher als „öde“. Allerdings sind die Gedanken bei der momentan beruflich schwierigen Situation.

Auflösung der Ursache 

Der Klient wird dann in eine Dissoziation geleitet. Dies bedeutet, dass er die Situation verlässt und sich diese von außen betrachtet. So, als ob er einen Film sieht, in dem er am Steuer seines Autos auf der Autobahn fährt. Von hier aus wird er in die Situation geleitet. Der Klient erlebt sich auf dem Beifahrersitz, neben dem Klienten von damals. Dies gibt ihm die Möglichkeit, dem fahrenden Klienten zu erklären, dass sich die berufliche Situation zum Guten wenden wird. 

Ich leite den Klienten dann auf den Fahrersitzt, d.h., er erlebt sich als der Klient von damals. Er versteht, dass die beruflichen Sorgen unbegründet sind und fühlt sich entspannt. Hiermit wird die Angst vor einem beruflichen Schaden von der Fahrt auf der Autobahn entkoppelt. Dies ist an diesem Punkt wichtig, da zu vermuten ist, dass eine berufliche Angst damals unbewusst mit der Autobahn gekoppelt wurde. Eine Verbindung, die zwar faktisch keinen Sinn ergibt, vom Unterbewusstsein aber so empfunden wurde. 

Ich leite aus der Situation heraus und der Klient steht wieder vor der Brücke. Diese scheint zwar noch marode, die Angst, diese zu überqueren hat sich aber aufgelöst. Somit kann er über die Brücke gehen und kommt in ein Naturschutzgebiet auf der anderen Seite. Er fühlt sich sehr entspannt und angstfrei.

Dieses Gefühl lasse ich in einem Ressourcentransfer in eine Fahrt auf der Autobahn überleiten. Der Klient kann hierbei erleben, dass er ohne Angst die sonst angstbehaftete Strecke fährt. Er fühlt sich, nach eigener Aussage, „wie auf Wolke 7“.

Die Trance wird mit Suggestionen und einer Metapher ausgeleitet.

Die Dauer der Sitzung beträgt 1:20 h

Zum Ende der Sitzung erlernt der Klient eine einfache Form der Selbsthypnose. 

Befund zur 2. Sitzung

Der Klient berichtet von einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Er konnte am Tag der Sitzung schon wesentlich angstfreier auf der Autobahn fahren. Auch in höheren Geschwindigkeiten. Auch in den Folgetagen verliefen die Fahrten auf der Autobahn angstfrei. 

Nach einigen Tagen kam bei Fahrten teilweise wieder ein leichtes Angstgefühl auf. Der Klient äußert seine Hoffnung, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzt. 

Wir besprechen, dass sich wahrscheinlich im Klienten ein „Innerer Kritiker“ zu Wort gemeldet hat, der eine vollständige Heilung in Frage stellt. 

2. Hypnosesitzung

In dieser Sitzung wird bei dem Klienten nach der Tranceeinleitung zunächst mit der Yager Therapie gearbeitet. Mit dieser Methode werden weitere Ursachen für die Angst bearbeitet. Dies können die unzähligen Fahrten sein, in denen die Angst aufkam und das Unterbewusstsein des Klienten verstanden hat, dass eine Veränderung nicht möglich ist. 

Im Anschluss an die Yager Therapie wird der Klient in ein Kino geführt. Hier sieht er einen Film, wie er angstfrei auf der Autobahn fährt. Der Klient wird in den Film hineingeführt und erlebt sich hinter dem Steuer. Die Fahrt verläuft für ihn entspannt und ohne Angst. 

Dann wird der Klient in die Person eines Filmkritikers geleitet. Er soll hierbei auf der Gefühlsebene Gründe finden, warum dieser Film unrealistisch ist und eine permanente Verbesserung unmöglich ist. 

Dann erlebt sich der Klient aus der letzten Reihe Kinosaals. Er soll den Kritiker von hinten beobachten und seine Gedanken über diesen kritischen Anteil äußern. Der Klient äußert, dass dieser Kritiker nichts mit ihm zu tun hat und erlebt den Film weiterhin als entspannt. 

Die Trance endet mit einer Metapher und Suggestionen. 

Die Gesamtdauer der Trance beträgt 1:18 h.

Befund zur 3. Sitzung

Der Klient berichtet von einem gleichbleibenden Zustand. Fahrten auf der Autobahn sind weiterhin weitgehend entspannt. Die Angst kam so gut wie gar nicht mehr auf. 

Allerdings sorgt sich der Klient um eine anstehende Fahrt zu seiner Familie. Auf dieser Strecke kam die Angst stets hoch. Er geht davon aus, dass dies auch dieses Mal wieder der Fall sein wird. 

3. Hypnosesitzung und weitere Sitzungen 

Der Klient wird in die Trance eingeleitet. 

Wir arbeiten zunächst wieder mit der Yager Therapie und einer Progression, in der er sich im Auto auf der Autobahn erlebt. Der Klient empfindet dies als angstfrei. 

Auch in zwei weiteren Sitzungen wird mit der Yager Therapie gearbeitet. Zusätzlich mit verschiedenen Progressionen, in denen er auf der Autobahn mit jeder Sitzung angstfreier und leichter fühlt. Ein besonderer Fokus liegt in dieser Sitzung auf die Fahrt zur Familie.

Nach der 3. Sitzung wird dem Klienten ein individuelles Selbsthypnose Audio erstellt. Dies ermöglicht ihm Trancen zu Hause in ähnlicher Trancetiefe wie in der Praxis. Diese Selbsthypnose greift die in der Praxis erlebten Progressionen auf, zusätzlich wird mit Suggestionen gearbeitet. 

Der Klient nimmt sich regelmäßig die nötige Zeit für diese Selbsthypnose. 

Therapieergebnis 

Nach 5 Sitzungen sieht sich der Klient am Ziel und kann wieder angstfrei auf der Autobahn fahren. Ich empfehle, das Selbsthypnose Audion noch einige Zeit zur Stabilisierung zu nutzen.